Die Hornhautbank der Charité Augenklinik
Hornhautbanken nehmen eine Schlüsselrolle bei der Beschaffung, Konservierung und Zuteilung von Spenderhornhäuten ein.
Die Hornhautbank der Charité wurde 1995 überwiegend aus Drittmitteln aufgebaut und konnte zu Beginn des Jahres 1996 ihren Betrieb zunächst am Standort Mitte aufnehmen. Als einzige Einrichtung dieser Art in Berlin und Brandenburg verfügt sie über die Methode der sogenannten Organkultivierung, mit der Spenderhornhäute über einen Zeitraum von 4-6 Wochen aufbewahrt werden können. Seit 1997 ist unsere Hornhautbank Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Hornhautbanken, die sich zur Vereinheitlichung der Qualitätskontrollen von Spenderhornhäuten gebildet hat. Zu Beginn des Jahres 1999 erfolgte der Umzug der Bank in das Virchow-Klinikum, wo sich die fusionierte Augenklinik der Charité und des Virchow-Klinikum bereits seit April 1996 befindet.
Was wird in der Hornhautbank getan?
Wenn wir über einen Todesfall informiert
werden, setzen wir uns mit den Angehörigen des Verstorbenen in Verbindung. Wir
erklären ihnen die Möglichkeit der Organspende und natürlich insbesondere
der Hornhautspende.
Wenn sich die Hinterbliebenen für eine Spende entscheiden, werden die
Spenderorgane entnommen und sofort in die Hornhautbank gebracht. Bei der
Entnahme wird streng auf ein unverändertes Äußeres geachtet. Dem Verstorbenen
werden Glas- oder Kunststoffprothesen eingesetzt, die sich äußerlich kaum von den natürlichen
Augen unterscheiden und auch die gleiche Farbe haben.
In der Hornhautbank wird die Hornhaut dann steril präpariert. Anschließend wird
sie unter dem Mikroskop untersucht, fotografiert und nach bestimmten Kriterien
eingeordnet. Dabei gilt beispielsweise die Zelldichte auf der Hornhautrückseite
(des Endothels) als ein wesentliches Qualitätsmerkmal.
Diese sorgfältige Analyse und die nachfolgende Beobachtung der Hornhaut im Konservierungsverfahren gewährleisten die Bereitstellung von optimalen Transplantaten. Gleichzeitig schließen mikrobiologische Tests und Untersuchungen des Spenderblutes aus, dass Krankheiten auf den Empfänger übertragen werden.
Nach der sehr ausführlichen
Erstuntersuchung wird die Hornhaut "kultiviert", d.h., sie wird in eine Flasche
mit einer Nährlösung eingelegt. Das Medium, in dem die Hornhaut schwimmt,
enthält speziell zusammengestellte Nährstoffe und Antibiotika. Aus Gründen der
Sterilität findet die Untersuchung und Kultivierung der Hornhäute in einem
separaten Raum statt (deshalb "Hornhautbank"). Hier werden die Fläschchen mit
den Hornhäuten in einem so genannten Brutschrank aufbewahrt. Innen herrschen hier
konstant 32° Celsius, was der physiologischen Temperatur der Hornhaut
entspricht. Zwei bis sechs Wochen können Hornhäute in diesem Schrank kultiviert
werden.
Zwei bis fünf Tage vor der Transplantation wird die Hornhaut in ein anderes
Medium umgebettet, welches der Hornhaut Wasser entzieht und sie damit optimal
auf die Transplantation vorbereitet. Zur Sterilitätskontrolle der Hornhaut
werden Proben der Nährlösungen während der Kultivierung entnommen und an das
zuständige Mikrobiologische Institut geschickt.
Neben der strengen Qualitätssicherung der Spenderhornhäute besteht ein wesentlicher Vorteil der Hornhautbank darin, dass sie die individuelle Zuordnung der Transplantate zu den gemeldeten Empfänger, die auf einer Warteliste vermerkt sind, organisiert. Hier spielen z.B. das Alter des Empfängers, die Grunderkrankung, die Dringlichkeit der Operation und das Risiko einer Abstossungsreaktion eine grosse Rolle. Da die Hornhäute im Brutschrank zwei bis sechs Woche überlebensfähig sind, ist genügend Zeit, den zu einer bestimmten Spenderhornhaut passenden Patienten in Ruhe und planmässig in die Klinik zu bestellen und auf die Operation vorzubereiten. Auf diese Weise ist man nicht auf eine mehr oder weniger zufällig angebotene Spenderhornhaut angewiesen. Notoperationen mit hektischen Vorbereitungen, wie sie sonst aus der Transplantationschirurgie bekannt sind, werden somit ausgeschlossen.
Zusätzlich ist es das Ziel unserer
Hornhautbank, ständig Transplantate vorrätig zu haben, um bei tatsächlich
notwendigen Notfalloperationen, wie z.B. bei perforierenden Verletzungen oder
Hornhautgeschwüren, sofort eine Spenderhornhaut zur Verfügung stellen zu können.
Zu solchen Zwecken erfolgt auch eine Abgabe von Transplantaten an andere
Kliniken in unserem Raum, bei denen dringend eine Keratoplastik ansteht.
Um die Vergabe von Transplantaten noch zu optimieren, arbeitet unsere Hornhautbank seit diesem Jahr mit der europaweiten Hornhauttransplantationszentrale in Leiden (Holland) zusammen. Hierdurch soll gewährleistet werden, dass unsere Spenderhornhäute wirklich den geeignetsten Empfängern zugeordnet werden können.